Baby/Kind auch negatives erzählen?

Hallo zusammen,

ich habe mir überlegt ein quasi Tagebuch für meine Tochter zu schreiben und es ihr im Erwachsenenalter zu geben. Mit meinen Gedanken und mit Erzählungen, mit Tipps und allem möglichen.

Ich wollte es chronologisch gestalten und ihr auch von meinen Gedanken in der Schwangerschaft und auch zu Geburt, Wochenbett etc. berichten.

Jetzt war aber in meinen Gedanken und auch in der Anfangszeit auch super viel “negatives“ im Sinne von Ängsten, sorgen, aber auch das hinterfragen ob es alles so richtig ist wie wir es geplant haben.
Jetzt auch während sie größer wird ist ja auch nicht immer alles rosig.
Man liebt sein Kind, aber es ist natürlich eine Mammut Aufgabe und man muss schauen wie man damit klarkommt und welche Hilfen man sich organisieren kann.

Weswegen ich diesen Beitrag verfasse ist, weil ich euch fragen will, ob ihr auch von diesen schwierigen, negativen Sachen im Tagebuch berichten würdet.
Ich habe mit meinen Mann darüber gesprochen und er meint, dass man es als Kind (dann ja im Erwachsenenalter) schnell so auffassen könnte, als wäre man eine Last gewesen und viele negative Gefühle bewirkt hat. Das kann ich mir irgendwie auch vorstellen.
Aber das soll überhaupt garnicht meine Intention sein. Ich möchte ehrlich zu ihr sein und nicht nur die schönsten Geschichten aufschreiben und so tun, als wäre alles rosarot.
Das sieht man ja auch in Social Media, da wird nur das schönste und tollste gezeigt und es fehlt die Menschlichkeit und Authentizität. Versteht ihr was ich meine?

Also wie gesagt, wie würdet ihr damit umgehen? Und vielleicht habt ihr einen Tipp wie ich es in Worte fassen kann, wenn MIR etwas schwer gefallen ist oder ich gestruggelt habe aber sie natürlich immer geliebt habe und nie hergeben könnte.

Danke schonmal!

Bearbeitet von Apfelbaumchen
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Hallo Apfelbaumchen,

aus dem Bauch heraus würde ich sagen, mach das nicht. Du kannst für dich ein Tagebuch schreiben, aber spontan finde ich es nicht gut, deine Belastungen deinem Kind mitzuteilen.

Es ist eben dein Kind und nicht deine Freundin. Deine Sorgen, Ängste, Belastungen usw. kannst du mit deinem Mann oder deinen Freunden oder eben deinem Tagebuch erzählen, aber das sollte nicht bewusst an das Kind weitergegeben werden.

Wenn dein Kind später mit dir das Gespräch sucht ist das natürlich in Ordnung. Aber ich finde nicht, dass man dies dem Kind ohne zu fragen mitzuteilen hat. Kinder machen sich darüber sonst viel zu viele Gedanken und interpretieren vielen falsche Erinnerungen dann mit solchen negativen Gedanken, auch im Erwachenenalter. Du weißt schließlich nicht, was dein Kind bis zum Erwachsenen werden noch alles erleben wird.

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Ich bin der gleichen Meinung. Die Sorgen und Ängste sollte man mit seinen Freunden oder Partner austauschen und nicht mit den Kinder. Wenn sie später schwanger ist und auf dich zukommt und fragt, ob du dich auch so und so gefühlt hast, dann kannst du ihr das sagen, aber nicht in einem Tagebuch.
LG Leyla

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Viele nutzen tagebücher, um Erlebnisse aufzuarbeiten.

Du kannst es für dich an dein Kind adressieren und so die negativen sachen loslassen.

Aber deinem Kind es später wirklich zu geben - schwierig!

Wir haben ein "dein erstes Lebensjahr" Buch, wo man Größe, "was du schon kannst", dein erstes Weihnachten etc festhält. Das finde ich als Erinnerung vollkommen ausreichend.

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Wir schreiben für unsere Kinder Tagebuch... Mmh, wir sparen es nicht komplett aus, auch manchmal, wenn grade die Umstände schwierig sind oder so, dann wird das schon erwähnt. Aber nicht grundsätzlich, wir schreiben eher die Dinge, die für das Kind relevant sind.

Also, ich würde sowas schreiben wie "wir waren da ganz schön in Umzugsstress, Mama und Papa mussten viele Kisten packen und du warst als Laufanfänger immer dabei und hast manches wieder ausgepackt. Das war für uns alle nicht so leicht, weil du ja die Welt entdecken wolltest und viel erkundet hast und wir dann deine Ruhepausen gut nutzen mussten. Da haben uns an manchen Tagen selbst die Pausen gefehlt. Aber du sahst immer so süß aus, wie du zwischen gepackten Kisten rumgelaufen bist und gestaunt hast."

Nicht schreiben würde ich so Sachen wie " Die Anfangszeit mit dir war für uns einfach sehr schlimm. Du hast ständig geschrien und das war einfach unglaublich nervig. Wir haben uns oft gefragt, ob es nicht ein Fehler war, ein Kind zu bekommen, weil wir einfach so wenig Freizeit hatten und uns jetzt ständig gestritten haben."

Meine Mutter (zu der ich ein sehr gutes Verhältnis habe) hat mir mal so in der Pubertät erzählt, dass sie sich heimlich wohl doch einen Sohn gewünscht hat und dann doch enttäuscht war, ein Mädchen zu bekommen (sie hat es davor nicht wissen wollen) und dass sie ein paar Tage gebraucht hat, um mich richtig süß zu finden und sich ganz als Mutter zu fühlen. Ich finde das objektiv überhaupt gar kein Problem, eigentlich ging es mir irgendwie auch schon so. Aber trotzdem hat es mich irgendwie verletzt, es zu hören. Und auch, wenn ich es gut einordnen kann (wie gesagt, wir haben ein gutes Verhältnis und war/sie ist eine liebevolle, engagierte Mutter), denke ich, das wäre vielleicht was gewesen, was sie lieber mit meinem Vater oder so besprochen hätte.

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Du bringst es gut auf den Punkt!

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Ich finde, es kommt darauf an, wann dein Kind das lesen soll. Als Erwachsene kann man das sicherlich besser annehmen als als Teenager.

Ich würde es aber auf jeden Fall in der Ich-Form schreiben (zB "Ich habe mir oft Sorgen gemacht, da ich alles richtig machen wollte" statt "du warst ein schwieriges Kind" oder so).

Schreibe es doch so, wie du es hier geschrieben hast. Mit Begründung. Hier hast du es auch gut erklärt, warum nicht deinem Kind auch so erklären?