Totgeburt bei einer Bekannten - ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll!!

Als ich letzes Frühjahr schwanger wurde, hatte ich beinahe ein schlechtes Gewissen einer guten Bekannten gegenüber. Denn sie und ihr Mann versuchten seit Jahren ein Kind zu bekommen. Umso mehr hat es mich gefreut als sie uns mitteilten, das sie schwanger ist. Bei der letzten künstlichen Befruchtung hat es geklappt.

Im November kam dann unser Florian auf die Welt. Unsere Bekannten haben sich riesig mit uns gefreut.

In der folgenden Zeit haben wir uns immer erzählt wie es dann sein wird, wenn ihr Kleines auch da ist.

Ihr könnt mir glauben: ich hab noch nie eine glücklichere Schwangere gesehen als meine Bekannte.

Letzten Montag habe ich sie das letzte Mal getroffen. Sie sagte das es nur noch drei Wochen sind und sie sich schon soooo sehr auf ihr Mädchen freuen.

Gestern dann der Schock! Mein Mann kam nach Hause und sagte das G. im Krankenhaus ist. Ich hab gleich ein Strahlen aufgesetzt, weil ich dachte die Kleine ist da. Er hat aber nur den Kopf geschüttelt und gesagt, das sie eine Totgeburt hatte. Sie war beim Arzt (Routine) und der hat keine Herztöne mehr gesehen. Sie wurde dann ins Krankenhaus geschickt um sie zu gebähren.

Ich war total am Ende. Ich habe nur noch geheult und mich gefragt: WARUM?? Warum dieses Kind? 2 Wochen vor ET. Warum dürfen diese wunderbaren Menschen, die ihrem Kind die besten Eltern gewesen wären ihr Mädchen nicht lebend und gesund in den Armen halten?
Andere bekommen Kinder und bringen sie um! Warum werden solchen Leuten Kinder geschenkt und den "Guten" nicht? WARUM WARUM WARUM??????

Mein Problem ist jetzt das ich nicht weiß wie ich ihr begegnen soll. Durch unseren Löeinen wird sie doch immer an ihr Kind erinnert.

Vielleicht gibt es hier irgendjemand, der vielleicht auch in so einer Situation war bzw. selber eine Totgeburt hatte und weiß was am besten für einen ist.

Außerdem suche ich ein paar schöne Worte die ich in eine Karte oder so schreiben könnte.

Vielen, vielen Dank schon mal.

Ist jetzt leider ein bissle länger geworden, aber ich mußte mir das von der Seele schreiben.

Bine

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Liebe Bine,

heute möchte ich mich kurz fassen, aber ich möchte Dir als Mutter von im Juli 2005 tot geborenen Zwillingen in der 38.SSW sagen, dass Deine Bekannte auf alle Fälle jemanden braucht mit dem sie IMMER wieder und IMMER wieder ohne Scham über ds Geschehen reden kann. Mit Sicherheit hat sie, wie ich die ersten 2-3 Wochen keine Kraft mit jemandem zu telefonieren. Lass Sie wissen (sei es durch SMS auf Handy oder kurze schriftl. Info), dass Du wann immer sie Dich braucht, Du für sie da bist. Das solltest Du aber auch später immer wieder durch Telefonate beweisen. Am Anfang sind die Leute zwar geschockt u. wissen nicht wie sie einem begegnen sollen, doch nach Wochen oder schon wenigen Monaten soll das LEben irgendwie weiter gehen und jeder tut als wäre nichts geschehen. Dem ist nicht so. Sie wird durch Dich und Dein Baby daran erinnert, das ist sicherlich schwer. Versuch daher vielleicht ganz zu beginn, Dich wenn möglich die ersten paar Mal alleine zu treffen. Aber dann nimm das Baby ruhig mit. Sprich mit ihr nach einer Weile auch drüber. Sie darf auch irgendwann ihre Gefühle - wenn auch mal negativ äußern. Manchmal fragt man sich dann warum die anderen und ich nicht. Das sollte sie auf alle Fälle äußern dürfen. Ich schreib jetzt einfach wie es mir in den SInn kommt.
Zeig ihr auf alle Fälle, dass Du eine Freundin bist und Du sie nicht drängen möchtest, aber für sie da bist. Zeig es einfach immer wieder und lass sie reden.
Ich habe damals von eienr Bekannten ein Buch 'Wenn ein Kind stirbt' über Amazon. de direkt an mich geschickt bekommen. Dies ist ein Trauerbegleiter. Hat mir am Anfang sehr viel gebracht, mich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. Wichtig ist und das frag sie ganz schnell, ob sie Bilder der Kleinen hat, die sie immer wieder ansehen darf. Sie muss sich unbedingt richtig von ihr verabschieden. Wir hatten auch eine richtige Trauerfeier mit Pfarrer und Beerdigung. Ich bin froh, dass ich an das Grab immer wieder wann ich es brauche zurückkehren kann. Wenn sie so was macht, dann frag sie, ob sie was dagegen hat, wenn ihr am Grab Helium-Luftballons steigen lasst. Ist eine schöne Idee. Hat bei mir auch eine Bekannte gemacht und meine Hebamme hat bei der Trauerfeier ein sehr schönes Lied gesungen und mit Gitarre begleitet. Jetzt hab ich für's Erste schon fast zu viel geschrieben. Aber ganz wichtig: Zeig ihr,dass Du immer da bist für sie und aus eigener Erfahrung ist es sehr wichtig, dass man sich richtig verabschiedet, eine Erinnerung hat und auch eine Stätte der Trauer). Wenn Du noch mehr wissen möchtest, dann darfst Du Dich gerne auch nochmals bei mir melden. Kannst mir auch Deine priv. e-mail zukommen lassen u. ich antworte dann direkt.
Ich hab auch so eine gute Freundin, die sogar Zwillinge hat und ich freu mich immer wieder sie gemeinsam mit den beiden Zwillingen u. ihrer großen Tochter zu treffen. Manchmal tut es auch weh, wenn ich meine Kleine sehe, wie sie sich mit den Kleinen Zwillingen so schön abgibt und da denk ich auch, wie es eben mit unseren sein könnte. Das tut schon manchmal weh, aber sie wird es überwinden können, wenn Du ihr nur zeigst, dass Du eine WAHRE Freundin bist.
Ich zünde für das Baby Deiner Bekannten 1 #kerze an und wünsche ihr viel Kraft und alles #liebe.
Auch für meine kleinen Engelchen Raffaela 1#kerze und meine Chiara 1#kerze. Ich hab Euch sehr lieb!
Alles #liebe

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Zeig ihr durch kleine Gesten, daß Du für sie da bist. Sag auch ruhig, daß Du nicht weißt, was Du sagen sollst. Das ist allemal besser, garnichts zu sagen! Nimm sie in den Arm, lass sie weinen, wenn sie es möchte!
Die ersten male würde ich es auch unterlassen, dein Baby mitzunehmen.
Sei für sie da!

Liebe Grüße
magda

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Hallo Bine!

laura_mausi hat dir ja schon ziemlich ausführlich geantwortet und ich kann mich ihr nur anschließen. Mein kleiner Florian kam in der 23. SSW tot zur Welt, daher kann ich ganz gut nachempfinden, was deine Freundin jetzt durchmacht. Sei auf jeden Fall immer für sie da, auch noch Monate später. Sie ist bestimmt froh, wenn sie jemanden hat, der ihr einfach nur zuhört und sie auch mal in den Arm nimmt. Und hab' auch keine Angst vor Tränen, die müssen einfach raus.

In der ersten Zeit ist es vielleicht wirklich besser, wenn du deinen Kleinen nicht zu ihr mitnimmst, aber wenn mal eine Weile vergangen ist, ist es auch in Ordnung ihn mal mitzunehmen.

Mir hat in der ersten Zeit auch das Buch "Gute Hoffnung - jähes Ende" von Hannah Lothrop geholfen. Dort geht es um den Umgang mit der Trauer und man findet Erfahrungsberichte von anderen Eltern. Dieses Buch ist aber nicht nur für betroffene Eltern hilfreich, sondern auch für Leute wie dich, die nun nicht genau wissen, wie sie mit den Eltern umgehen sollen. Vielleicht magst du da ja mal reinschauen oder es auch deiner Freundin empfehlen oder schenken.

Du fragst auch nach einem schönen Spruch für eine Karte. Ich finde folgenden Spruch sehr schön, der auch auf der Erinnerungkarte an unseren kleinen Florian steht:

Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es Dir sein, als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.

(A. St. Exupèry)

Ich wünsche dir und deiner Freundin jedenfalls ganz viel Kraft für die schwere Zeit.

Liebe Grüße von Silvia mit 2 #stern im #liebe

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Hallo Bine,

ich habe hier mal ein Gedicht gelesen, das ich wirklich schön fand. Vielleicht passt es...

Sternenkind

Still, seid leise,
es war ein Engel auf der Reise.
Er wollte ganz kurz bei euch sein,
warum er ging, weiß Gott allein.

Er kam von Gott, dort ist er wieder.
Er sollte nicht auf unsre Erde nieder.
Ein Hauch nur bleibt von ihm zurück,
in eurem Herz ein großes Stück.

Er wird für immer bei euch sein
vergesst ihn nicht, er war so klein.
Geht nun ein Wind an mildem Tag,
so denkt: Es war sein Flügelschlag.
Und wenn ihr fragt: Wo mag er sein?
So wisst: Engel sind niemals allein.

Er kann jetzt alle Farben sehn,
und barfuss durch die Wolken geh'n
Bestimmt lässt er sich hin und wieder
bei anderen Engelkindern nieder.
Und wenn ihr ihn auch sehr vermisst
und weint, weil er nicht mehr bei Euch ist,
so denkt: Im Himmel, wo es ihn nun gibt
erzählt er stolz: Ich werde geliebt!

Lieben Gruß
Jana